Das Verdener Großprojekt Stadtkante bekommt Konturen. Die Stadtpolitik will innerhalb von drei Wochen einen Bebauungsplan auf den Weg bringen. Vorgesehen ist eine Verteilung auf drei Gebäudekomplexe. Investor ist die Asset-Firmengruppe aus Bremen.
Verden – Zwei Jahre nach dem Abriss der alten Kaufhalle gewinnt das Verdener Großprojekt Stadtkante weitere Konturen. Innerhalb von drei Wochen will die Stadtpolitik einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf den Weg bringen und gleichzeitig die Tür öffnen für einen Vertrag mit dem Investor. Basis sind konkrete Pläne mit den drei Gebäudekomplexen, die in den vergangenen Monaten verfeinert wurden.
Am heutigen Dienstag kommen die Details im Ausschuss für Stadtentwicklung um 17.30 Uhr im Rathaus erstmals an die Öffentlichkeit.
HINWEISE DER JURY SIND EINGEARBEITET
Eine erste Klippe hat das Projekt bereits übersprungen. Die Hinweise der Jury, die es als Sieger aus einem halben Dutzend Wettbewerbsteilnehmer gekürt hat, wurden inzwischen eingearbeitet. Hierzu habe das Architekturbüro laut der Vorlage aus dem Rathaus drei leicht modifizierte Gebäudetypen entwickelt. Mit geringfügigen Variationen bei den Traufhöhen und Firstbreiten, in der Farbgebung und der Struktur der Klinkerfassaden sowie bei der Anordnung, bei den Formaten und Materialien von Fenstern und Balkonen strahle das Vorhaben weiterhin Ruhe aus, wirke aber interessanter und ansprechender. Ein Eingang zu Wohnungen wurde in die Quartiergasse verlegt und könne hier für mehr Frequenz sorgen.
Gleichzeitig konkretisierte der Investor die Verteilung der drei Gebäudekomplexe. Demzufolge wird der kleinteilige Einzelhandel sowie der Außenbereich „Allerplatz“ mit Wasserspiel auf die Fläche zwischen Norderstädtischem Markt und verlängerter Reeperbahn gelegt. Das Hotel mit 70 Zimmern schließt sich an den Syndikatshof an, der großflächige Einzelhandel mit dem Ankermieter Rewe soll zwischen dem Lebenshilfe-Gebäude und der Verlängerung der Syndikatstraße einen Platz finden. Sowohl in den Geschossen über dem kleinteiligen Einzelhandel als auch über dem Discounter sind Wohnungen geplant. Mit Spannung war die Erschließung der Tiefgarage unter dem Supermarkt erwartet worden. Die Zufahrt erfolgt über Am Nordertor, sie liegt in etwa vis-à-vis der vorhandenen Parkpalette.
BESONDERES AUGENMERK AUF ALLERPLATZ AN DER BLUMENWISCH
Besonderes Augenmerk richtet der Investor auf den Allerplatz an der Blumenwisch. Er müsse als „neuer Stadtbalkon besondere Qualitäten ausweisen“, heißt es im Konzept.
Zum einen werde dies durch Außengastronomie seitens des (Hotel)-Restaurants und des Bäckers gewährleistet, zum anderen durch die am Platz liegenden Gewerbeeinheiten, die hier über den Tagesverlauf für eine Belebung sorgten. Die Treppenanlagen mit den integrierten Sitzgelegenheiten sowie die auf dem Platz verorteten Baumpflanztröge laden zum Verweilen ein und geben den Blick auf das Autal frei, heißt es weiter. Als kleines Event solle das Wasserspiel auf dem Platz zum Spielen einladen. „Der Allerplatz wird ein Lieblingsplatz“, verspricht das Konzept. Auch die Verlängerung der Reeperbahn nimmt der Investor offenbar in seine Planungen auf. Während die Straße selbst als Fahrbahn eingezeichnet ist, sowohl die Reeperbahn als auch Am Nordertor, erhält das Teilstück zwischen beiden in Höhe des Allerplatzes eine Pflasterung ähnlich der von Fußgängerzonen. Die Wege sowohl für Radler als auch Fußgänger führen ebenfalls auf den kommenden Treffpunkt zu, und dies teilweise entlang der historischen Stadtmauer. Zusätzliches Publikumsinteresse soll der Allerpark mit seiner Veranstaltungswiese unterhalb des Allerplatzes auslösen, den die Stadt mit einem Millionenbetrag und hohen Zuschüssen aus Berlin ausbauen will. Abgerundet wird das Projekt darüber hinaus mit dem Syndikatshof sowie dessen Turm und Kräutergarten, der für rund 3,5 Millionen Euro saniert werden soll, ebenfalls garniert mit Millionenzuschüssen.
Der Investor, die Asset-Firmengruppe aus Bremen, gilt in Verden bisher als eher unbeschriebenes Blatt. In der Hansestadt entwickelte sie eigenen Angaben zufolge das Europa-Quartier zu Teilen mit und in Berlin die Prenzlauer Gärten. Zudem wurden einige regionale Projekte realisiert. Für Verden hat das Unternehmen im vergangenen August eigens die Asset Verden Grundbesitz GmbH gegründet. Deren Geschäftsführer Ingo Damaschke gibt das Investitionsvolumen an der Aller mit 45 Millionen Euro an.
Sechs Jahre nach dem Start der Stadtkante gewinnt das Projekt erneut konkrete Formen. Schon vor vier Jahren war ein erster Wettbewerb gestartet worden. Damals endete das Vorhaben mit dem plötzlichen Rückzug des Siegerbeitrags sowie des Zweitplatzierten. Mit neuen Vorgaben wurde daraufhin im vergangenen Jahr ein nächster Anlauf genommen. Einer der wichtigsten Aspekte: Ein Klimaschutzquartier müsse es sein. Das Rennen machte die Asset-Gruppe mit einem Entwurf der Hamburger Schenk Fleischhaker Architekten.
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Datum24. Januar 2022
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